Zweiter westhouse-Talk mit Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband

Landschaftspflege in Augsburg

Eine wichtige aber meist unspektakuläre Arbeit leistet die Landschaftspflege. Nicolas Liebig, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Stadt Augsburg e.V. schilderte beim zweiten westhouse-Talk, dass und warum Augsburg eine hohe Verantwortung für den Erhalt von gefährdeten Arten hat. Dies fängt damit an, dass erstaunliche 28% der Fläche des Stadtgebiets unter Naturschutz stehen. Diese Flächen – wie der Stadtwald Augsburg, der mit 22,5 km² zu den größten Naturschutzgebieten in Bayern gehört – sind wichtige Rückzugsorte für seltene Arten. Unter anderem finden auf diesen Gebieten zum Beispiel die Sumpfgladiole und zahlreiche Orchideen- und Enzianarten einen Lebensraum. Diese sind dann wiederum Voraussetzung dafür, dass seltene Insektenarten überleben können.

Den Schutz dieser seltenen Pflanzen und Tiere zu organisieren, ist einer der Aufgaben eines Landschaftspflegeverbands, die getragen und gesteuert werden von Vertreter/-innen der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, der Kommunalpolitik und dem Naturschutz. Beim Artenschutz spielt die Organisation der Beweidung eine zentrale Rolle. Denn Schafe, Ziegen, Rinder oder auch Wildpferde verhindern eine Verbuschung der Landschaft und erhalten so die Lebensräume von seltenen Tier- und Pflanzenarten.

Die Beweidung hat eine lange Tradition in der Region Augsburg. Beispiel Wanderschäferei: Diese war früher interessant, weil es große Absatzmärkte gab durch die starke Textilindustrie und gleichzeitig in den Lechauen riesige Flächen, in denen die Schafe gehalten werden konnten. Aus der Tatsache, dass auf dem Augsburger Schafmarkt in den 1870er Jahren über 110 Tonnen Schafwolle gehandelt wurden, lässt sich errechnen, dass es damals 50.000 Schafe in der Gegend um Augsburg gab.

Davon ist nur wenig geblieben. In ganz Bayern gibt es gerade noch rund 220 Vollerwerbs-Hüteschäfer. Damit dieser Beruf eine gute Zukunft haben kann, engagiert sich der Landschaftspflegeverband auch in der Vermarktung der Produkte und hat die Marke „Lechtal-Lamm“ ins Leben gerufen. Die ermöglicht dem Schäfer einen guten Absatz seines Lammfleisches.

Restaurierungsprojekt des Lechs

Ein weiterer Schwerpunkt im Bereich des Artenschutzes wird Licca Liber, eines umfangreiches Renaturierungsprojekt des Lechs, das in den nächsten Jahren durch den Freistaat Bayern gestartet wird. Dadurch soll ein weiteres Absenken des Lechs verhindert werden und neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen werden, in dem der Lech wieder mehr Raum bekommt und sich breiter ausdehnen kann. Laut Nicolas Liebig wird dieses „größte Renaturierungsprojekt eines Flusses in Mitteleuropa“ auch Konflikte mit sich bringen, weil dafür zum Beispiel Bäume gefällt werden müssen. Aber es führe kein Weg an einer umfassenden Maßnahme vorbei, denn der Lech befinde sich in einem furchtbaren ökologischen Zustand, der durch die umfangreichen Flussregulierungsmaßnahmen verursacht wurde.

Schließlich engagiert sich der Landschaftspflegeverband in der Bildungsarbeit. Nach jahrzehntelanger Vorarbeit fiebert der LPV der Eröffnung des Umweltbildungszentrums im April 2023 entgegen. Dort wird ökologisch sensibel gebaut und das Zentrum wird der zentrale Ort für Umweltbildung in der Region werden. Angepeilt sind ca. 1.500 Veranstaltungen im Jahr. Eine konsequente Umweltbildung ist auch deshalb nötig, weil viele Menschen gar nicht wissen, welche Schätze es hier in der Region gibt und wie sie zu schützen sind.

Auch deshalb war der zweite westhouse-Talk so wertvoll. Die Anwesenden dankten Nicolas Liebig sehr herzlich für die spannenden Einblicke.

Zum Landschaftspflegeverband: https://lpv-augsburg.de/

Zum Lechtal-Lamm: https://www.bayerisch-schwaben.de/das-lechtal-lamm